Glänzt gesundes Haar denn wirklich so sehr wie in der Werbung?
Die Oberfläche menschlichen Haars sieht fast aus wie ein Tannenzapfen. Ganz viele Schuppen übereinander, die eine Struktur bilden. Die sogenannte Schuppenschicht.
Kaputte Haare reparieren
Die Werbung sagt uns, dass besonder Spliss und „struppige Enden“ ein Zeichen für kaputte Haare seien. „Da fehlt Moisture“, „Die Haare sind zu trocken“, „Keine gepflegten, glänzenden Haare“ Bitte was??
Kann man einen abgebrochenen Fingernagel mit etwas Feuchtigkeit wieder zusammenwachsen lassen? Nöp. Geht also auch nicht mit Haaren.
Das Haar an sich kann nicht gepflegt werden. Es ist „tot“ und kann nicht mit etwas Feuchtigkeit und Arganöl zurück ins Leben geholt werden.
Was also tun um seine Haare gesund zu pflegen?
Wo pflegen wir Fingernägel? Genau, am Nagelbett. Hier müssen wir also auch bei unseren Haaren ansetzen. Gesunde Haare wachsen aus einer gesunden Kopfhaut einer gesunden Person. Ernährung und Lebensstil spielen also eine ziemlich erhebliche Rolle. Auch deine generellen Lebensumstände. Hast du viel Stress? Dann gehen dir vermutlich sprichwörtlich die Haare in Büscheln aus.
Auch Hormonumstellungen, wie in oder nach einer Schwangerschaft verändern das Haarwachstum.
Achtung jetzt kommt die Hiobsbotschaft
Wenn du brüchige, struppige Haare hast kann leider kein Conditioner dieser Welt das ändern. Hast du deine Haare zu stark oder zu oft gefärbt und jetzt sind sie kaputt? Das ist wirklich ärgerlich. Vor allem, weil du daran nun nichts mehr ändern kannst.
Das gesunde Haarwachstum beginnt immer an der Kopfhaut. Ist das Haar einmal aus dem Haarfollikel und aus der Kopfhaut heraus gewachsen, können wir nichts mehr tun. Im schlimmsten Fall musst du also mit ganz viel Geduld darauf warten, dass gesundes Haar nachwächst.
Haar wächst übrigens 12 – 15 cm im Jahr.
Was lässt Haare besonders „ungesund“ aussehen?
Vorweg: „ungesundes“ also nicht glänzendes, fließendes Haar ist ein Werbe Mythos. Wir könnten ebenso gut Nägel mit French Manicure als „gesund“ betiteln und normale Nägel für ungesund, brüchig, rauh und uneben.
Das Elvital-Model hat quasi French Manicure Haare und gaukelt uns vor, dies sei der gewünschte Zustand gesunden Haars.
Aber Tacheles:
Kalk beschwert das Haar
In Deutschland ist das Leitungswasser sehr kalkhaltig. In manchen Regionen mehr als in anderen. Kalk lagert sich auf der porösen Struktur unserer Haare ab und macht diese schwerer und weniger leicht kämmbar. Die Haare können „struppiger“ aussehen. Kalk schadet dem Haar aber nicht. Es ist also nur eine Sache der Optik.
Silikon Build Up macht das Haar platt
Silikone sind in vielen gängigen Drogerie-Shampoos zu finden. (Sogar auch, wenn diese als Silikonfrei angepriesen werden) Verwendet man zu lange Silikon Shampoos kann es zu Build Up kommen. Silikone sind nicht wasserlöslich und können nur mit viel Seife wieder heraus gewaschen werden. Sind die Tenside im Shampoo nicht stark genug, verbleibt immer etwas Silikon im Haar. Mit jeder Wäsche kommt mehr Silikon dazu. Das Haar wird schwerer und „platter“. Dieses Phänomen nennt man „Build-Up“.
Zu aggressive Shampoos greifen das Haar an
Shampoos die Sulfate oder ähnlich aggressive Tenside enthalten können das Haar schädigen. Dies sind Tenside mit sehr starker Reinigungswirkung und schäumen sehr gut in Shampoos. Aber sie trocknen die Kopfhaut auch sehr stark aus, was zu brüchigem und ungesund aussehendem Haar führt. Gleichzeitig stehen sie im Verdacht Hautirritationen auszulösen. Die Haut wird stark entfettet, was sogar zu Entzündungen der Haut kommen kann.
Wie werden Haare besonders lang?
Lang werden diese gesunden Haare, wenn man redlich mit ihnen umgeht. Sie nicht zu viel Druck und Reibung aussetzt (ganz ähnlich wie bei Fingernägeln).
Irgendwann ist für ein Haar eine Länge gekommen an der es nicht mehr kann. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Haardicken und Menge der Haare sind extrem unterschiedlich. Frauen und Männer haben unterschiedlich dicke Haare, Asiatische Frauen haben andere Haarstrukturen als Afrikanische Frauen, Kinderhaar ist anders als Erwachsenenhaar. Wie lang dein Haar werden kann hängt also von vielen Faktoren ab: Haaranzahl, Dicke, deine Ernährung, Hormonhaushalt, Umwelteinflüsse, dein Umgang mit dem Haar und und und
Regelmäßiges Haare Schneiden ist wichtig für gesundes Haar
Denken wir noch einmal an die Fingernägel. Ein an der Spitze etwas eingerissener Nagel ist erstmal kein Problem. Schneiden oder Feilen wir ihn aber nicht bleiben wir ratzfatz am Sofa Polster oder im Pulli hängen und reißen den Nagel noch tiefer ein. Ähnlich ist es auch bei Haaren. Es ist wichtig, das die Spitzen immer mal wieder (1 bis 2x im Jahr ungefähr) geschnitten werden und so schön „glatt“ bleiben. Spliss sollte vermieden werden. Der ist also wie ein eingerissener Nagel, der immer weiter aufreißt. Igitt igitt! Kleine Hundewelpen, Sonnenblumen, Wölkchen.. ok geht wieder.
Fettige Haare sind ein Zeichen von Unsauberkeit, oder?
Das allerbeste ist: Unsere Kopfhaut produziert eigentlich schon genau das, was es braucht. Genau das, was Haare glänzend aussehen lässt. Und – zu Vorzeiten – auch Partner angelockt hat. Öl.
In unserer Kultur scheint es wenig schlimmeres als fettige Haare zu geben (ich gebe zu, ich gehöre auch zur Fraktion „alle 2 Tage Haare waschen). Deswegen waschen wir unsere Haare lieber mit aggressiven Shampoos um es vom Öl-Glanz zu befreien. Um im Anschluss Silikon-Conditioner für den Glanz zu verwenden. Absurd eigentlich.
Wie erhalten wir die gesunden Fette auf der Kopfhaut
Unser Haar und unsere Kopfhaut brauchen die Fette und Öle, die unsere Kopfhaut selbst produziert. Unser Körper ist einfach klug.
Damit wir uns trotzdem den geltenden Konventionen zu sauberem, nicht-fettigem Haar anpassen können, sollten wir milde Tenside im Shampoo verwenden. Diese waschend die körpereigenen Öle nicht zu stark aus. Milde Tenside entfernen nur Schmutz und Talg, greifen die Kopfhaut aber nicht an. Gesunde Hautschuppen bleiben da, wo sie hingehören.
Wir empfehlen also milde Shampoos mit pflegenden Inhaltsstoffe, die gut für dein Haar, deine Haut und unsere Umwelt sind. Im besten Fall verzichten sie auf aggressive Sulfate, enthalten keine Silikone, andere Kunststoffverbindungen und sonstige Allergie fördernde und schädliche Inhaltsstoffe.